Dauer:
Tickets:
Die Premiere ist leider ausverkauft !
Gespielt am:
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Darsteller*innen:
Heribert Gietz, Yael Schüler, Jan Viethen, Patricio Tonato
Sounds:
Or Sarfati
Video:
C. Kernich
Ausstattung:
Jens-Uwe Behrend
Produktionsleitung:
Mali Haustrate Ohana
Dramaturgie:
Sibille Roth
Regieassistenz:
Melanie Gebker
Regie:
Felix Goldmann
Stellen Sie sich vor: Sie kommen in eine große Stadt, sagen wir, eine Metropole, sie schlendern herum, genießen das vielstimmige Miteinander der unterschiedlichsten Menschen. Sie sehen teure Villen und schöne Parks, herunter gekommene Mietshäuser und Plätze, auf denen Müll und Hundekot herumliegen – alles fein säuberlich nach Bezirken getrennt.
Und da entdecken Sie in einer superteuren Gegend, direkt auf der Luxusmeile, ein eingeklemmt zwischen Protzbauten hockendes, kleines, abgerissenes, vergammeltes Haus: Die Fenster zugetackert, im Erdgeschoss sogar zugemauert, keine Klingel, kein Türschild, nichts.
Natürlich fragen Sie sich, was wohl mit dem Besitzer los ist, warum er das Haus verkommen lässt. „Ganz zufällig“ erhalten sie unterschiedliche, sich widersprechende Informationen. Eine zarte, wunderschöne Frauenhand mit einem blitzenden Diamanten am Finger erscheint kurz in einem der Fenster, aber der Verwalter bestreitet die Anwesenheit einer Frau im Haus. Sie beginnen das Haus zu beobachten, entdecken Anzeichen von „Verschleierung und Verdunklung“. Sie werden misstrauisch gegenüber den banalen Erklärungen, die man Ihnen liefert und fragen sich, ob da nicht vielleicht richtig schreckliche Dinge geschehen, jemand gefangen gehalten, gequält, gefoltert wird..?!
In genau so eine Situation gerät der Student Theodor aus der süddeutschen Provinz in der Erzählung „Das öde Haus“, die E. T. A. Hoffmann in seiner Berliner Zeit verfasste.
Was soll Theodor denken, welcher Auskunft soll er Glauben schenken? Oder kann er niemandem glauben und vertrauen, weil finstere Mächte ein Lügengewebe gestrickt haben, um ihre bösartigen Machenschaften vor arglosen Menschen zu verschleiern? Immer tiefer gerät er in den Sog des Geheimnisses um das öde Haus.
Vier DarstellerInnen ziehen am Strang der Wirklichkeit. Jede/r ist Protagonist derselben Figur: des Studenten Theodor aus der Hoffmannschen Erzählung vom Öden Haus. Jede/r behauptet ihre/seine Sicht auf die Geschehnisse. Die verschiedenen Erzählungen und Wahrnehmungen laufen auf einen zentralen Punkt zu: das öde Haus auf der Straße Unter den Linden. Im Ringen um die gültige Version der Geschichtes bekämpfen sie sich, behaupten seriöses Wissen und seriöse Quellen, kommen zu Lösungen und verwerfen diese.
Wie die Fliege im Spinnennetz hocken sie gefangen in möglichen und sich widersprechenden Deutungen der Realität. Es scheint ihnen unmöglich zwischen Fiktion und Realität, zwischen ihnen wohl und ihnen übel gesonnenen Kräften zu unterscheiden. Was ist Bemühung um Erkenntnis und wo beginnt die Manipulation? Werden sie einen Weg aus diesem Dilemma heraus finden?
Schicht um Schicht trägt Hoffmann die Realität ab, hinter der jeweils ein neues, anderes Bild sichtbar wird. Gibt es so etwas wie das letzte, das zugrunde liegende Bild – oder hat jede hervortretende Erzählung eine Relevanz?
Was macht diese Unsicherheit über das Faktische mit einem Menschen?
Der Schriftsteller und Essayist Franz Fühmann spricht in seinen Essays über Hoffmann vom Auseinanderklaffen von Sein und Schein in der bürgerlichen Gesellschaft, das sich in den Hoffmannschen Geschichten zeigt und den Alltag als gespenstisch erscheinen lässt. Die „Tagwelt“, der eine erkennbare Ordnung und klare Regeln zugrunde liegen, wird konterkariert von einer unheimlichen „Nachtwelt“, in der andere, unheimliche und unbekannte Gesetze herrschen. Aber was ist Tag und was ist Nacht, was ist Fiktion und was Realität?
Das historische öde Haus