Dauer:
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Gespielt am:
Web:
Spiel und Konzept:
Abdul Haq Haqjoo
Regie:
Lutz Grossmann
Musik:
Ahmad Nasir Formuli
Das Grimm-Märchen „Hans im Glück“, das Abdul Haq Haqjoo in „Hassan im Glück“ umwandelte, wird aus der Sicht seines Landes als eine universelle Metapher gezeigt, die aus Leid und Tragödie erwächst. Der Teenager Hassan erhält zur Belohnung für sieben Jahre Arbeit einen großen Goldklumpen. Diesen tauscht er gegen ein Pferd, das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein (kein Schwein ist haram!). Oder vielleicht besser gegen ein Tier, das halal ist? Und das gegen eine Gans? Von hier aus greift der Geschichtenerzähler ein und möchte die Geschichte nach seinen eigenen Wünschen beenden. Und je weniger Hassan besitzt, desto leichter wird es nicht nur für seinen Rücken, sondern auch für sein Herz.
Der afghanische Puppenspieler und Schauspieler Abdul Haq Haqjoo hat zusammen mit dem Puppenspieler Lutz Grossman eine eigene Version des Grimm-Märchens geschaffen, die sich stark auf die Situation in seinem Heimatland Afghanistan konzentriert.
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Festival Goethe-Institut im Exil Afghanistan.
Abdul Haq Haqjoo (geb. 1983) ist Schauspiellehrer, Schauspieler, Puppenspieler und Regisseur. Nach dem Fall der Taliban 2001 wurde er zum Studium in der Theaterabteilung der Fakultät für Schöne Künste in Kabul aufgenommen. Er wurde Mitglied der „Azdar Theatre Company”, die 2006 von Studierenden gegründet wurde. Zwischen 2007 und 2011 nahm er an Workshops für Schauspiel und Puppenbau bei Wieland Jadodzinski (Deutschland) teil und war 2008 Mitbegründer des Puppentheater-Ensembles „Parwaz”. Nach seinem Abschluss an der Universität Kabul zog er nach Berlin, wo er einen Masterstudiengang an der Hochschule Ernst Busch absolvierte (2009-2011). Nach seiner Rückkehr nach Kabul unterrichtete er an der Theaterabteilung der Fakultät der Schönen Künste in Kabul und gründete die Kompanie Parwana, in der Puppen- und Schattentheater mit dem Spiel von Schauspieler*innen kombiniert wurde. Abdul Haq Haqjoo hat in zahlreichen internationalen Stücken mitgewirkt und als Regisseur und Puppenspieler ausschließlich an zeitgenössischen Geschichten gearbeitet. Er verließ Afghanistan im November 2021 und erwarb einen Masterabschluss an der Theaterabteilung der Universität Aix-Marseille. Dort promoviert er derzeit zu zeitgenössischen formalen Ansätzen für Lebensgeschichten im Theater.
Wieland Jagodzinski, Gründer des Puppentheater-Ensembles „Parwaz”, moderiert im Anschluss an die Performance ein Gespräch zum Puppentheater in Afghanistan mit Abdul Haq Haqjoo, Shir Khan Ahmadzai und Homan Wesa.
Wieland Jagodzinski erhielt 1974 sein Diplom als Darstellender Künstler im Bereich Schau- und Puppenspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Viele Jahre war er als Puppendarsteller am Puppentheater in Berlin tätig und unterrichtete Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Zahlreiche internationale Workshops brachten ihn ins Ausland, unter anderem nach Marokko, Äthiopien, Ruanda, Kamerun, Bangladesch und nach Afghanistan, wo er von 2007-2013 mehrere Workshops und Inszenierungen leitete. Jagodzinksi ist Mitbegründer des ersten afghanischen Puppentheater-Ensembles „Parwaz”.
Homan Wesa ist Schauspieler, Autor und Regisseur. Während seines Schauspiel-Studiums an der Universität Kabul begann er mit der Azdar Theatre Company zusammen zu arbeiten, mit der er auf nationaler und internationaler Ebene performte. 2009 war er Mitbegründer von der Parwaz-Puppentheatergruppe. Wesa wirkte in zahlreichen Filmen mit, zuletzt in "The Lost Bag", der 2015 am Herat International Festival als bester Kurzfilm ausgezeichnet wurde. 2017 wurde Wesa mit seiner Theatergruppe an das Deutsche Nationaltheater Weimar eingeladen. Seitdem ist er Mitglied der KULA Compagnie. Von 2018-2022 studierte er Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Wesa arbeitet in Deutschland als freiberuflicher Regisseur und Schauspieler.
Shir Khan Ahmadzai wurde 1981 in Kunduz, Afghanistan, geboren. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Journalismus von der Universität Kabul. Shir Khan verfügt über viele Jahre Berufserfahrung im Kinderzirkus und war außerdem Autor, Produzent und Moderator von Ta Khana Bala Khana - einer Fernsehsendung für Kinder bei Arezu Television. Er wurde von NAI - Supporting Open Media in Afghanistan - als bester Produzent und Moderator von Kinderfernsehprogrammen ausgezeichnet.
Ahmad Nasir Formuli ist Puppenspieler, Regisseur und Schauspieler. Er studierte Schauspiel an der Universität Kabul und arbeitete seit 2006 mit der Azdar Theatre Company zusammen. 2009 war er Mitbegründer der Parwaz-Puppentheatergruppe. Nach einem Selbstmordattentat während einer Theaterperformance 2014 verließ er Afghanistan und kam zum Studium nach Deutschland, wo er 2017 seinen Master in Puppenspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch absolvierte. Heute lebt Nasir in Gießen, wo er Workshops zur Puppenherstellung anbietet. Als Schauspieler spielte er zuletzt am Stadttheater Klagenfurt.