Dauer:
Tickets:
Kartenvorverkauf:
Deutsch von:
Traugott König
Mit:
Odile Pothier, Svea Schiedung, Anastasiia Starodubova
Inszenierung:
Jochen Menzel
Puppenbau:
Peter Lutz
Dramaturgie:
Caro Thum
Theaterpädagogik:
Anne Riecke
Regieassistenz, Abendspielleitung:
Julia Barth
Alter:
ab 14 Jahren
Aufführungsrechte:
Rowohlt Theater Verlag, Hamburg
Drei Figuren kommen in die Hölle, doch statt der gefürchteten Ledertrichter und Spieße erwartet sie für die Ewigkeit ein bürgerlicher Salon mit eleganten Sofas. Durch den Blick der beiden Anderen wird jede Figur mit ihrem eigenen Egoismus, ihren Feigheiten, ihren Lügen konfrontiert und auf die psychologische Folter gespannt.
Das Spiel mit Tischpuppen verleiht diesem Klassiker des Existentialismus, das 1944 in Paris uraufgeführt wurde, eine Leichtigkeit und eine gewisse Komik in der Behandlung der ernsthaften philosophischen Thematiken von Jean-Paul Sartre.
„Die Hölle, das sind die anderen“, ist wohl Sartres berühmtester Satz. Wie stellt ihr euch das Jenseits vor oder das Leben nach dem Tod? Was wollt Ihr glauben, was hofft Ihr und was fürchtet Ihr?
EIN GESPRÄCH ÜBER DAS JENSEITS AM RANDE EINER PROBE:
Anastasiia: Ich glaube, für mich wäre das Schlimmste, wenn tatsächlich einfach alles aus wäre. Tot, Licht aus, Deckel zu und das ist dann das Ende. Man existiert einfach nicht mehr.
Caro: Ja, das ist auch für mich eine sehr ernüchternde Vorstellung. Man hat so viel gelernt und erfahren in einem Leben. Dass das dann alles einfach weg sein soll, kommt mir wie Verschwendung vor.
Jochen: Das wird wohl schon leider so sein, dass nach dem Tod nichts mehr kommt. Ich würde mich aber freuen, falls ich falsch liege und da doch noch etwas ist. Eine Hölle wären für mich endlose Sitzungen, wo sich reihum alles wiederholt und immer, wenn man gerade denkt, dass jetzt wirklich alles gesagt ist, geht es wieder von vorne los. Das würde ich lieber vermeiden.
Anastasiia: In Erzählungen über Nahtod-Erfahrungen kommt ja häufig Licht und Wärme und Geborgenheit vor. Ich glaube, diesen Zustand darf man dann nach einem gelebten Leben einfach genießen.
Odile: Für immer?
Anastasiia: Vielleicht erst mal so als Zwischenstadium zum Ausruhen vor einem nächsten Leben. Mir gefällt das Konzept von Wiedergeburt. Wenn man etwas nicht gut genug oder vielleicht sogar richtig schlecht gemacht hat, wird man wiedergeboren, um die gemachten Fehler zu korrigieren oder Unerledigtes zu erledigen. Wenn dann schlussendlich alles richtig ist, darf man im Licht bleiben. Im Nirwana sozusagen.
Svea: Und glaubst Du, man kommt immer als man selbst zurück?
Odile: Sollte ich wiedergeboren werden, will ich lieber nicht wissen, dass ich schon mal da war. Ich stelle mir das ermüdend vor, zu wissen, dass man schon oft gelebt hat und wieder und wieder leben muss. Dann möchte ich lieber, dass sich alles ganz neu anfühlt und nicht wie eine Sisyphos-Arbeit.
Anastasiia: Ich glaube da an das Konzept von Buße. Hast Du zum Beispiel Tiere gequält oder Menschen verletzt, wirst Du als Tier wiedergeboren oder musst im nächsten Leben damit umgehen, verletzt zu werden.
Caro: Karma also. Ich glaube, dass man sogar als Objekt wiedergeboren werden kann. Wenn man zum Beispiel im Leben sehr ungeduldig war, kommt man vielleicht als Türrahmen im Nebengebäude der Friedhofsgärtnerei Oer-Erkenschwick zurück.
Odile: Am schlimmsten stelle ich mir vor, dass man einfach auf der Erde bleibt, aber ohne die Möglichkeit, die Lebenden zu erreichen. Als unsichtbarer Geist sozusagen. Das stelle ich mir quälend und einsam vor.
Caro: Interessant. Darüber hat Sartre auch ein Stück geschrieben. „Das Spiel ist aus“.
Jochen: Ja, da geistern die Figuren in der Welt herum, ohne die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen oder die Lebenden zu warnen.
Caro: Außerdem müssen sie alles hören, was die Lebenden über sie sagen und das ist nicht nur Gutes. Eine verstorbene Frau erfährt zum Beispiel, dass ihr Mann sie langsam vergiftet hat, um mit ihrer Schwester durchzubrennen.
Odile: Das stelle ich mir schlimm vor.
Svea: Ein schönes Jenseits-Modell wäre für mich, bei angenehmen Temperaturen in einem Gebirge zu sein, zum Beispiel den Alpen. Mit anderen, die man vielleicht auch schon im Leben mochte. Aber jeder hat seinen eigenen Berg. Wenn einem nach Gesellschaft ist, kann man zum Berg einer anderen Person wandern. Da gibt es dann gute Getränke und gutes Essen. Toll wäre auch, wenn alles, was ungesund ist, nicht mehr schädlich wäre. Sprich, man kann so viel ungesunde, aber leckere Dinge essen und trinken, wie man will. Paradiesisch.
Meine persönliche Hölle wäre es, mit sehr vielen Menschen auf sehr engem Raum. eingesperrt zu sein. In so einer Enge, in der man kaum atmen und sich nicht bewegen kann.
Jochen: Ich bin sehr neugierig. Mich würde freuen, wenn ich im Jenseits weiterhin Dinge erfahren oder lernen dürfte. Was man in einem Leben an Wissen ansammeln kann, ist ja doch relativ wenig. Also wenigstens Lesen dürfen wäre toll. Mit dem ein oder anderen Espresso dazu. Das würde mir schon gefallen. Und man müsste sich ab und zu mit anderen austauschen können bei ein oder zwei Gläsern gutem Wein. Aber die ganzen Komplikationen wie Liebe, Eifersucht, Begehren und so weiter bräuchte ich dann eher nicht mehr. Aber neugierig will ich bleiben dürfen.
Im Mittelpunkt dieser Philosophie steht der Mensch, der sich als einziges Lebewesen der eigenen Existenz bewusst ist. Dieses Bewusstsein verurteilt uns Menschen zur Freiheit. Laut Sartre hängt der Mensch nicht von der Beurteilung durch höhere Instanzen wie Göttern ab. Er folgt auch keiner Vorbestimmung, sondern trägt die uneingeschränkte Verantwortung für sein Handeln und die Gestaltung seines Lebens.
„Der Mensch kann nichts wollen, wenn er nicht zunächst begriffen hat, daß er auf nichts anderes als auf sich selber zählen kann, daß er allein ist, verlassen auf der Erde inmitten seiner unendlichen Verantwortlichkeiten, ohne Hilfe oder Beistand, ohne ein anderes Ziel als das, das er sich selbst geben wird, ohne ein anderes Schicksal als das, das er sich auf dieser Erde schmieden wird.“ Jean Paul Sartre
Der Existentialismus ist ein Humanismus:
Und andere philosophische Essays 1943 – 1948 Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Jean-Paul Sartre wurde am 21. Juni 1905 in Paris geboren. Der Philosoph und Schriftsteller gilt als der bedeutendste französische Intellektuelle des 20. Jahrhunderts und als wichtigster Repräsentant des Existenzialismus. Jean-Paul Sartre verarbeitete seine Philosophie in zahlreichen Romanen und Essays, Dramen und Drehbüchern, darunter „Der Ekel“, „Das Sein und das Nichts“, „Die Fliegen“ und „Die Schmutzigen Hände“. „Geschlossene Gesellschaft“ ist sein meistgespieltes Theaterstück. Im Jahr 1965 erhielt Jean-Paul Sartre den Nobelpreis für Literatur, lehnte diese Auszeichnung jedoch ab. Sartre setzte sich mehrfach für die revolutionären Bewegungen in der sogenannten „Dritten Welt“ ein und erregte 1974 große öffentliche Aufmerksamkeit mit dem Besuch des RAF-Mitglieds Andreas Baader im Gefängnis in Stuttgart- Stammheim.
Am 15. April 1980 starb Jean-Paul Sartre im Alter von 74 Jahren in Paris. Auf dem Friedhof Montparnasse liegt er neben seiner lebenslangen Gefährtin, der Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir.